PC & Industrie 04/2023
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Hohe Integrationsdichte und sehr kleine Bauweise
Federkontakte sind in der heutigen Elektronik nicht mehr wegzudenken. Mit ihrer hohen Integrationsdichte und sehr kleinen Bauweisen erleichtern sie die Montage und senken dadurch erheblich die Kosten. Besonders in der Kommunikationstechnik, wo schlanke und designorientierte Bauweisen gefragt sind, sind Federkontaktstifte die erste Wahl. Sie reduzieren die manuelle Arbeitszeit und eröffnen Industriedesignern und Ingenieuren neue Gestaltungs- und Anordnungsmöglichkeiten.
Die Federkontakte werden zur Strom- und Datenübertragung eingesetzt und können Stromstärken von bis zu 15A pro Pin bewältigen. Sie haben einen hohen Toleranzbereich und eignen sich besonders für die Kontaktierung von unebenen Oberflächen. Dabei haben sie eine lange Lebensdauer von mindestens 10.000 Zyklen. Die Kontaktierung erfolgt durch Antastung eines federunterstützten Stiftes und ermöglicht temporäre elektrische Verbindungen zwischen zwei Geräten. Im Gegensatz zu anderen Steckverbindern im Stanzverfahren benötigen Federkontakte keine Form und werden mit hochpräzisen Drehmaschinen hergestellt, was sie relativ kostengünstig macht.
Aufbau eines Federkontaktes
Ein Kontaktstift besteht aus einem Kolben, einer Feder und einer Stifthülse. Standardmäßig sind Kolben und Stifthülse aus Messing und die Federn aus Edelstahl gefertigt. Kolben und Stifthülse werden zusätzlich mit Gold beschichtet, um eine exzellente elektrische Leitfähigkeit sowie einen hohen Schutz vor Korrosion und Oxidation zu bieten. Optional stehen weitere Materialien wie Nickel, Palladium-Nickel, Messing und Palladium Cobalt in silber und schwarz zur Auswahl, um die Anforderungen spezieller Applikationen zu erfüllen. Dabei sind auch partiell unterschiedliche Beschichtungen der einzelnen Teile möglich.
platzsparender Right-Angle Konnektor mit partieller Super-AP Beschichtung
Sonderbeschichtung
Besonders für Wearables ist die Super AP Beschichtung von großem Interesse. Diese Beschichtung ist äußerst widerstandsfähig gegen elektrolytische bzw. galvanische Korrosion und weist einen sehr geringen Widerstand auf. Im Vergleich zu herkömmlichen Goldbeschichtungen ist die Super AP Beschichtung doppelt so widerstandsfähig gegen Salzwasser, fünfmal resistenter gegen Transpiration und sogar um den Faktor 30 widerstandsfähiger gegen Elektrolyse. Elektrische Kontakte werden somit effektiv vor Korrosion durch Schweiß oder Feuchtigkeit geschützt.
Wearable-Produkte, wie Fitness-Tracker, Smartwatches oder Herzfrequenzmesser, verwendet man oft in Umgebungen, in denen sie mit Schweiß und Feuchtigkeit in Berührung kommen. Die Super AP Beschichtung minimiert die Korrosion der elektrischen Kontakte und sorgt für eine lange Lebensdauer und eine effektive Funktionsweise der Geräte.
Design Varianten von Federkontakten: Back Drill Design, Bias Design, 4P Design mit Ball, 4P Design mit Cap
Designvarianten von Federkontakten
Federkontakte gibt es in verschiedenen Längen von 1 mm bis 41 mm. Bei kleineren Bauweisen wird das innovative Back Drill Design angewendet, um die gewünschte Federkraft zu erreichen. Dabei ist die eingesetzte Feder länger als der hohle Kolben. Ab einer Länge von 3,5 mm wird standardmäßig das Bias Design verwendet. Hierbei wird der Kolben an seinem Ende in einem Winkel von bis zu 18° angeschrägt. Dies garantiert einen 100%igen Kontakt mit der Stifthülse und reduziert Signalstörungen durch Vibrationen.
Für Anwendungen mit hohen Anforderungen an die Stromtragfähigkeit und Vibrationsbeständigkeit (über 3A) wird das Bias Design um das 4P-Design ergänzt. Dabei wird der Kolben, die Druckfeder und die Hülse um einen Edelstahlball als vierte Komponente ergänzt, um das Verglühen der Druckfeder durch zu geringe Lateralkräfte bei hohen Strömen zu verhindern. Alternativ kann auch eine Kappe eingesetzt werden.
Bei Hochstromanwendungen ab 5A kommt das 4P-Design mit Kappe zum Einsatz. Hier wird die Hülle des Kolbens zusätzlich verstärkt und eine spezielle Struktur im Inneren des Federkontakts erhöht den Kontaktbereich.
Die Federkraft variiert je nach Federkontakttyp zwischen 25 und 400 g. Für eine stabile Signalübertragung wird eine Mindest-Federkraft von 60 g empfohlen, für eine effiziente Stromübertragung 110 g. Je höher die Federkraft, desto besser wird der Kolben gegen die Gehäusewand gedrückt, was einen stabilen Stromfluss ermöglicht. Die Standardbetriebstemperatur der Federkontakte liegt bei -40° bis +85°. Bei Verwendung spezieller Werkstoffe kann der Einsatzbereich langfristig auf bis zu 150°C erweitert werden.
Rolling Pins für 360° Rotationen
Spezielle Designvarianten für individuelle Konstruktionen
Die Auswahl an verschiedenen Anschlussarten wie SMD, THT, Crimp- und Lötkelch sowie Designvarianten wie dem Rolling Pin oder dem Screw Pin ermöglicht eine hohe Gestaltungsfreiheit bei der Konstruktion. Der Lötkelch erlaubt beispielsweise eine direkte Kabelkontaktierung mit Feder- und Gegenkontaktierung. In Kombination mit einem passenden Steckgehäuse ist eine einfach zu realisierende, verdrahtete, federbelastete Schnittstellenlösung möglich.
Reguläre Federkontaktstifte sind für vertikale Bewegungen ausgelegt. Federkontakte im Rolling-Pin Design haben eine integrierte Kugel in der Pin-Spitze und ermöglichen fortwährende Kontaktierung in bis zu 360° Drehungen. Um einen 100% Kontakt des Kolbens mit der Stifthülse zu garantieren und Übertragungsstörungen aufgrund von Vibrationen signifikant zu reduzieren, ist der Rolling-Pin auf Basis des Bias-Designs konstruiert. Diese Pins sind derzeit mit einem Nennstrom von 1A-6A erhältlich.
Screw Pin, Federkontakt mit Schraubgewinde
Federkontakte im Screw- oder Right Angle Design: eine Option für kleine Geräte
Wenn Geräte eine Kontaktierung auf sehr kleinem Raum erfordern, bieten sich Federkontakte im Screw- oder Right Angle Design an. Federkontakte im Screw Design haben ein integriertes Schraubgewinde und werden platzsparend in eine Leiterplatte geschraubt. Right Angle Kontakte hingegen werden direkt bündig auf die Leiterplatte gesetzt. Double-Ended Federkontakte sind eine weitere Designoption und bieten an beiden Enden einen federbelasteten Kontakt. Mit ihnen lassen sich temporäre oder dauerhafte Verbindungen zwischen zwei Leiterplatten herstellen. Da es nur eine Hülse gibt, wird das Material und das Gewicht reduziert.
Stecker auf Federkontaktbasis: einfach zu realisieren
Die Realisierung von Steckern auf Federkontaktbasis ist sehr einfach. Man fügt mehrere Federkontaktstifte in einem Kunststoffgehäuse zu einem Federkontakt-Konnektor zusammen. Diese Steckverbinder lassen sich kundenspezifisch anpassen, was Rastermaß, Pin-Anzahl und Gehäuseabmessung betrifft. Es gibt keine Begrenzung für die Anzahl der Federkontaktstifte in einem Steckverbinder, sodass auch mehrreihige Lösungen möglich sind, besonders wenn hohe Ströme übertragen werden sollen. Der Mindest-Pinabstand variiert je nach Größe und Leistung des Federkontaktstifts. Ein gängiger Pinabstand (Pitch) beträgt 2,54 mm. Durch die Vielzahl an Federkontakten sind auch besonders kleine Steckverbinder, wasserdichte Lösungen bis IP68, spezielle Lösungen für Hochstromanwendungen und magnetische Steckverbinder möglich.
Stecker auf Federkontaktbasis
Magnetische Stecker
Im Gegensatz zu herkömmlichen Stecksystemen, die für eine optimale Verrieglung eine gewisse Einstecktiefe benötigen, können magnetische Stecksystem auf Basis von Federkontakten mit einem sehr flachen und planen Design umgesetzt werden. Die Implementierung von Magneten sorgt für eine selbstführende, sowie schock- und vibrationsbeständige Verbindung von Stecker und Gerät. Dies macht die Anwendung sehr einfach und komfortabel, gerade bei schwierigen oder kleinen Einbausituationen.
Die Polung der Magnete verhindert ein falsches Anschließen, was die Kontakt- und Funktionssicherheit erhöht. Außerdem lässt sich die Magnetkraft durch verschiedene Zusammensetzungen anpassen, um die Anforderungen empfindlicher Geräte, besonders in der Medizintechnik, zu berücksichtigen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Steckern ist der Verschleiß der Buchse bei magnetischen Steckern minimal. Schon eine Einbautiefe von wenigen Millimetern reicht für eine sichere Kontaktierung aus. Versiegelungen mit Elastomer-Materialien oder das direkte Umspritzen des Steckers mit Kunststoff sorgen für ein leicht zu reinigendes und zu desinfizierendes System. Schutzklassen bis IP68 ermöglichen sogar Tauchdesinfektionen.
Ein weiterer Vorteil von direkt implementierten oder umspritzen Systemlösungen ist die deutliche Reduzierung von Montagezeiten und -kosten. Außerdem wird das Eindringen von Feuchtigkeit und Schmutz ins Innere des Gerätes nahezu verhindert. Prototypen eines individuellen Magnetsteckers werden mithilfe von 3D-Druck und manueller Weiterverarbeitung einfach für erste Tests und Verbauproben erstellt.
Kundenspezifischer Magnetstecker mit Federkontakten
Konstruktion und Fertigung aus einer Hand
Unsere Experten im Produktdesign sind Ihr Partner für maßgeschneiderte Magnetstecker. Wir bieten eine umfassende Konstruktion und Entwicklung von individuellen Steckverbindern aus einer Hand. Dabei beraten wir Sie gerne bei der Auswahl der optimalen Materialien und stehen Ihnen mit unserer Erfahrung zur Seite.
In unserem Federkontakt-Produktbereich haben wir eine breite Palette von über 300 verschiedenen Standard-Pins, die wir passend zu Ihrer Anwendung auswählen und in maßgeschneiderten Steckverbindern einbauen können. Wir bieten auch kundenspezifische Anpassungen der Federkontakte an, um sicherzustellen, dass sie perfekt zu Ihren spezifischen Anforderungen passen.
Für die automatisierte Leiterplattenbestückung kann nahezu jeder Federkontakte mit einer Kappe geliefert werden. Dadurch wird eine schnellere Montage und ein einfacheres Handling ermöglicht. Wir stellen sicher, dass die Qualität und Leistung unserer Steckverbinder höchsten Standards entsprechen und die Bedürfnisse unserer Kunden erfüllen.
Online
In unserem Online-Katalog finden Sie über 300 Standard-Federkontakte und Konnektoren auf Federkontaktbasis, die Sie direkt bei uns Anfragen können. Online Produktübersicht aller Federkontakte >>
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